Cuba, 19. Dezember 2010 – 3. Jänner 2011

1. Tag – Sonntag, 19.12.2010: Der Start unserer Kuba-Reise war denkbar schlecht. Schon beim Check-In erfahren wir, dass unser Flug eine Stunde verspätet ist, wir wurden aber vertröstet, dass sich der Anschlussflug von Madrid nach Havanna trotz kurzer Umsteigezeit ausgeht. Tatsächlich beträgt die Verspätung in Madrid 70 Minuten und wir müssen das Abfertigungsterminal wechseln, was weitere 35 Minuten dauerte. Den Weiterflug nach Havanna haben wir ganz knapp verpasst. Wir stellten uns an einem Kundenschalter der Iberia an und wurden wieder ins Hauptgebäude am anderen Ende des Flughafens geschickt, weil es dort schneller geht. Dort erwartet uns eine riesige Warteschlange vor dem Iberia-Desk. Nach zwei Stunden Anstellzeit konnten wir endlich unser Problem vorbringen. Glücklicherweise erfolgte die Bearbeitung relativ rasch. Der Weiterflug war um 24 Stunden verschoben und wir bekamen einen Voucher für die Übernachtung in einem Hotel nahe dem Zentrum von Madrid. Mit einem Hotelbus fuhren wir in die City und bezogen unser Zimmer. Wir erhielten auch einen Essensbon für ein unwirtliches Kellerlokal, aber das Essen war okay. Danach bummelten wir noch ein wenig durch die Gassen in der Nähe des Hotels und kosten unverschämt teuren Käse und guten Rotwein in einer Bodega, ehe wir schlafen gehen.

2. Tag – Montag, 20.12.2010: Den Vormittag nutzen wir zu einem Spaziergang in der Altstadt von Madrid. Wir gehen zum Königspalast, durch viele Straßen und Gassen, besuchen einen alten Bahnhof und einen Weihnachtsmarkt, dann schlendern wir am Prado vorbei zurück zum Hotel. Wir nahmen in der Nähe ein Mittagessen zu uns, dann holt uns der Bus ab und brachte uns wieder zum Flughafen. Diesmal klappt alles, aus unerfindlichen Gründen wartet der Flieger eine Stunde auf den Abflug. Am Vortag hätte diese Zeitspanne locker gereicht um mitzufliegen. Der Flug selbst ist holprig und unruhig, an Schlaf konnte ich nur zeitweilig denken. Nach 11 Stunden Flug landen wir endlich in Havanna, 22:30 Uhr Ortszeit. Nach Geldwechsel, Hoteltransfer, etc. zeigt die Uhr 00:30 und um 03:30 Uhr mussten wir wieder auf zur Weiterreise.

3. Tag – Dienstag, 21.12.2010: Um ½ 4 Uhr früh war Tagwache, denn um 04:00 Uhr brachte uns der Bus wieder zum Flughafen. Um 06:15 Uhr startet die Turboprop-Maschine, die uns in etwas weniger als 2 Stunden nach Holguin bringt. Hier holte uns unser Fahrer Omar mit dem Bus ab, eine lange Fahrt stand uns bevor. Die Straßenverhältnisse waren im ersten Teil der Reise noch halbwegs gut, das sollte sich ändern. Die interessantesten Gefährte begegnen uns: Ochsenkarren, Maultierkutschen, dreirädrige Fahrradtaxis und viele alte Autos, LKWs, Busse und Traktoren – einige davon sicher über 50 Jahre alt. Die Landschaft ist wenig interessant, Weideflächen wechseln mit kleinen Feldern, Zuckerrohrplantagen und Palmenhainen. Vor der Industriestadt Moa durchqueren wir ein Nickelabbaugebiet mit hässlichen Halden und Spülbecken, vorbei an einer Aufbereitungsanlage, die durch den dicken Rauch, der aus den Schloten qualmt, schon von weitem zu sehen ist. Die Landschaft ist weitgehend zerstört und mit rötlich-braunen Staub bedeckt. Jetzt werden auch die Straßenverhältnisse schlechter. In Moa nehmen wir ein Mittagessen zu uns, spartanisch – in dem riesigen Hotelkomplex gibt es nur Schinken-Käse-Sandwiches. Hier zeigt sich erstmals die triste Versorgungslage Kubas.
Über schlaglochübersäte Straßen geht es weiter. Die Landschaft wird schöner und interessanter, üppige Vegetation begleitet die Fahrt, wir bewegen uns durch den Naturpark „Alexander von Humboldt“. Beim Naturpark-Zentrum an einem schönen Aussichtspunkt genießen wir den Blick auf eine hübsche Meeresbucht. Nach ca. sechsstündiger Fahrt erreichen wir unser Ziel, das Hotel Puerto Santo am Ortsrand von Baracoa. Am Nachmittag genießen wir Drinks an der Poolbar, es spielt eine Salsa-Band und am Abend gibt es Speisen vom Buffet. Das Essen ist vernünftig, der Rotwein allerdings ungenießbar. Wir sind total müde und gehen früh schlafen.

4. Tag – Mittwoch, 22.12.2010: Ausgeschlafen – da gefällt mir der Urlaub gleich viel besser. Das Frühstücksbuffet verschafft zusätzliches Wohlbefinden, der Kaffee ist ausgezeichnet. Um 09:30 fährt uns der Bus ein paar Kilometer westlich zu einer Finca am Fluss Toa. Ein einheimischer Guide führt uns durch eine interessante, eigenartige Kulturlandschaft. Alles sieht verwildert aus, hat aber seinen Zweck. Viele Pflanzen werden uns erklärt: Bananen, Brotfrucht, Mango, Papaya, karibische Mandel, Sauerorange, Grapefruit, Kokospalmen und einiges mehr. In einem Kokoshain klettert ein junger Mann auf eine Palme und wirft frische Kokosnüsse herab. Das Kokoswasser ist sehr schmackhaft und erfrischend. Das übriggebliebene Fruchtfleisch wird von einem frei laufenden Hausschwein gierig aufgefressen. Wir probieren auch frische Grapefruit, sehr süß und saftig. Die Wanderung führt uns an einer kleinen Bauernhütte vorbei zu einer Lagune, die der Fluss zum Meer bildet. Dort warten Ruderboote auf uns und zwei kräftige Burschen rudern uns zu einer breiten Sandbank, die den Toa vom Atlantik trennt. Das Wasser hat eine sehr schöne Türkisfarbe, die Brandung ist sehr stark. Bald sind wir von Leuten umringt, die uns Handarbeiten aus Holz verkaufen wollen. Wir spazieren ein wenig umher, dann besteigen wir wieder die Boote und fahren den Toa flussaufwärts. Nach ungefähr einem km legen wir bei der Finca an. Hier bekommen wir einen schmackhaften Aperitif aus dem Saft der Sauerorange und Rum. Danach wartet das Mittagessen: eine minestroneartige Gemüsesuppe, in einem halbierten Bambusrohr serviert, dann Spanferkel mit Reis, Kochbananen und Gemüse. Zum Nachtisch gibt’s Kaffee, Obst und Kokosraspel.
Nach der ausgiebigen Mittagspause bringt uns der Bus nach Baracoa und wir bummeln eine Weile durch den Ort. Die Armut dieses Landes und seiner Einwohner ist an jeder Ecke sichtbar und als Tourist fühle ich mich wie ein Gaffer, der die Not dieser Menschen zum eigenen Vergnügen besichtigt. Die Situation deprimiert mich und ich komme mir hier ziemlich unnötig vor. Aber die Bewohner von Baracoa sind freundlich und nett, sehr offen und sehen uns Touristen keineswegs als Eindringlinge sondern als notwendige Devisenbringer und Geschäftspartner. Die KubanerInnen (vor allem hier im Osten des Landes) sind lebenslustig und sehr einfallsreich und flexibel, wenn es um die Bewältigung der augenscheinlichen Probleme geht.
Natürlich sieht man immer wieder politische Propaganda – vor allem Wandbilder von Che und der Revolution, weniger von Fidel und Roul, viele „Durchhalteparolen“ – auffällig auch in allen Orten die Büros der CDR (Comite Defense de la Revolution).

5. Tag – Donnerstag, 23. 12. 2010: Wir haben den Vormittag zur freien Verfügung, da wir auf den Rest der Gruppe warten müssen, die wegen des Schlechtwetters in Europa den Flug verpasst haben. Weil wir in Havanna einen Tag später angekommen sind konnten wir die Tabakfabrik nicht besichtigen, aber es gibt auch in Baracoa eine Manufaktur und die wollen wir uns ansehen. Nach dem Frühstück mieten wir eine dreirädrige Fahrrad-Rikscha und fahren in die Stadt, die armen Fahrer müssen sich ganz schön plagen. Leider hat die Tabakfabrik Weihnachtsferien – wieder nichts. Also machen wir’s uns gemütlich und gehen erst mal auf ein Bierchen. Später versuche ich per Internet eine Nachricht nach Hause zu senden, aber das Zeug ist so langsam, dass ich nicht mal das Login schaffe. Wir spazieren durch den Ort zu unserem Hotel zurück, gut ½ Stunde zu Fuß. Um 14:00 Uhr sollte der Rest der Gruppe ankommen, aber es kommt nur unser kubanischer Reisebegleiter Adalberto, sonst hat niemand die Anreise geschafft.
Nun fahren wir wieder in den Ort Baracoa zum Mittagessen. Auf den alten Festungsanlagen Fuerte de la Punta befindet sich ein nettes Restaurant mit schattiger Terrasse. Dann wartet eine lange Busfahrt auf uns. Zuerst geht es hinauf in die Berge, über die abenteuerliche Straße La Farola ca. 50 km nach Cajobabo an der Südküste. Aussichtsreich und in engen Serpentinen mit recht luftiger Linienführung leitet die Straße durch die Sierra de Purial. Steile Berghänge, üppige Vegetation und viele Straßenverkäufer die Cucuruchas, Schokolade und Obst anbieten begleiten die Aussicht. Unten angekommen wird es bereits dunkel – das geht hier sehr schnell. Wir fahren über Guantanamo nach Santiago de Cuba, wo wir nach gut 6 Stunden Fahrt im Hotel Las Americas ankommen.

6. Tag – Freitag, 24.12.2010: Nach dem Frühstück brechen wir um 09:00 Uhr zu einer Stadtbesichtigung von Santiago de Cuba auf. Erste Station ist die Plaza de la Revolution mit einem riesigen Denkmal von General Marceo und 23 stilisierten Macheten als Erinnerung an den Kampf um die Unabhängigkeit von Spanien im auslaufenden 19. Jahrhundert. Von dort fahren wir zur Parque Crespedes im alten Zentrum mit dem Ayuntamiento (Rathaus), von dessen Balkon Fidel Castro 1959 das Ende der Revolution verkündet hatte. Am Rande des Platzes findet man auch die Casa de Diego Velasquez, das älteste Haus der Stadt (heute ein Museum). An der gegenüber liegenden Seite des Parks steht das Hotel Casa Grande und daneben das ehemalige Casino, aus der Zeit als die United Fruit Company in Cuba das Sagen hatte. Wir gehen dann die Calle Enramodo entlang, eine dicht belebte Fußgängerzone. An den Ecken spielen Musikgruppen und jetzt unmittelbar vor Weihnachten ist recht viel los. An der Plaza de Dolores trinken wir ein Bier und besteigen dann wieder den Bus, der uns zur Moncada-Kaserne bringt. An diesem historischen Ort begann am 26.7.1953 die kubanische Revolution. Heute sind in dem Gebäude eine Schule und ein Museum untergebracht, das wir natürlich besucht haben. Eine interessante Führung brachte uns die jüngere Geschichte Cubas nahe und zeigt mir, wie wenig ich tatsächlich darüber weiß.
Nächste Station ist der Friedhof Santa Iphigenia mit dem großen Monument für Jose Marti – Dichter, Freiheitskämpfer, Volksheld. Vor seinem Grabmal steht eine Ehrenwache und alle 30 Minuten gibt es eine Wachablöse, die wir beobachtet und ausgiebig fotografiert haben. Wir besuchten auch das Grab von Compay Segundo, dem legendären Gitarristen im Buena Vista Social Club.
Im Anschluss daran fahren wir zur Festungsanlage Castillo de Morro. Erst nehmen wir ein Mittagessen zu uns, danach besichtigten wir die alte Bastion der spanischen Kolonialmacht hoch über den Klippen, von der aus man die enge Hafeneinfahrt von Santiago de Cuba gut überblicken kann. Die Anlage ist gut erhalten und ein paar museale Gegenstände erläutern die Geschichte von Piraten, Korsaren, Filibustern und Bucaneros. Von den Zinnen hatten wir einen schönen Ausblick auf die Karibikküste, die Stadt und die Berge im Norden. In einem Nebenraum stellt ein junger Künstler seine Bilder aus und wir kommen rasch ins Fachsimpeln – eine nette Begegnung.
Nach der Besichtigung des Forts fahren wir zurück ins Hotel. Am Abend essen wir im Hotel und ein paar ältere Herren spielen für uns kubanische Musik. Es dauert nicht lange und das gesamte Servier- und Küchenpersonal singt und tanzt mit. Wir beschließen den Weihnachtsabend bei einem Cocktail an der Poolbar.

7. Tag – Samstag, 25.12.2010: Heute müssen wir nicht sehr zeitig los, also unternehmen Andrea und ich einen kleinen Spaziergang im Nahbereich des Hotels. Faszinierend ist für uns die Verkehrssituation. Der öffentliche Nahverkehr besteht aus allem, was Räder hat, vom Fahrrad über Rikschas und Kutschen, immer wieder uralte Oldtimer-Taxis, aber auch moderne chinesische oder koreanische Autobusse. Busse sind nicht immer als solche erkennbar, oft identifiziert man ein Lastwagen-ähnliches Gefährt erst bei genauerem Hinsehen als Personentransportmittel.
Um 10:00 Uhr fahren wir zu unserem nächsten Ziel nach Bayamo, der Stadt der Revolution gegen die Spanier. Wir besuchen die Innenstadt mit der Plaza de la Revolution und der Plaza del Himno, später schlendern wir durch eine mit künstlerischen Artefakten interessant ausgestaltete Fußgängerzone. Am Rückweg kehren wir in einer Touristenfalle ein, aufdringlich und laut wird uns ein pseudokubanisches Musikprogramm geboten – zum Vergessen. Wir verlassen das Lokal bald und wenden uns wieder den knallbunten Fassaden an der Plaza de la Revolution zu, um in einem alten Hotelrestaurant einen Imbiss einnehmen. Dann fahren wir mit dem Bus zu unserem etwas außerhalb gelegenen Hotel, wo wir unsere Zimmer beziehen.

8. Tag – Sonntag, 26.12.2010: Wir brechen früh auf, unser heutiges Ziel sind die Berge der Sierra Maestra. Um 07:30 Uhr ist Abfahrt und nach ca. 1½ Stunden kommen wir in Villa Santo Domingo an, wo wir die Vouchers für den Gran Parque National Sierra Maestra erhalten. Mit Allrad-Taxis fahren wir über eine atemberaubend steile und kurvige Bergstraße noch ein paar hundert Höhenmeter aufwärts. An einem Parkplatz am Ende der Straße beginnt der Pfad zu Castros Hauptquartier während der Revolution, Comandancia de la Plata. Der Fußweg dorthin dauert gut eine Stunde (ca. 4 km). Einige mit Palmblättern gedeckte Holzhütten der ehemaligen Kommandantur wurden erhalten und als Museum adaptiert. Wir erhalten viele interessante Informationen über die Revolutionäre und ihren Kampf. Am selben Weg geht es wieder zurück. Die Natur ist üppig und dicht, aber der Urwald ist nicht ursprünglich, es wachsen auch viele Kulturpflanzen. Leider ist um diese Zeit schon vieles verblüht. Am Parkplatz warten wir wieder auf unsere Taxis, die uns hinunter zur Villa Santa Domingo bringen, dort gibt’s auch Mittagessen. Unter dem Eindruck des Gesehenen und Gehörten diskutieren wir lange über die Situation und die Chancen Cubas und übersehen dabei fast die Zeit. Um 16:00 Uhr fahren wir wieder los und als wir um ½ 6 im Hotel ankommen ist es schon dunkel.

9. Tag – Montag, 27.12.2010: Wir verlassen Bayamo und fahren Richtung Westen nach Camagüey, wo wir nach 3½ Stunden ankommen und im Gran Hotel unser Quartier bekommen. Der alte Bau widerspiegelt den vergangenen Glanz aus der Zeit der Zuckerbarone. Nach dem Check in führt uns Adalberto durch die Altstadt von Bayamo. Wir beginnen den Rundgang am Plaza de los Trabajadores mit der Iglesia de la Merced und dem Geburtshaus von Ignacio Agramonte (Freiheitskämpfer gegen die Spanier). Wir besichtigen das Innere der sowohl historisch als auch architektonisch uninteressanten Kirche, im zentralen Eingangsbereich steht eine unsäglich kitschige lebensgroße Krippe. Dann gehen wir durch die Calle Cisneros zum Parque Ignacio Agramonte mit seiner großen Reiterstatue. Wir sehen uns die traditionsreiche Bar El Cambio an und bestaunen in einer nebenan gelegene Galerie die Vielfalt der künstlerischen Werke. Am anderen Ende des kleinen Platzes befindet sich die Catedral de Nuestra Senora de la Candelaria, ein wohlklingender Name für das schmucklose Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Am Weg zur Plaza San Juan de Dios stehen viele Häuser mit teilweise gut erhaltener Kolonialarchitektur, die Fassaden sind bunt bemalt. Durch winkelige Gassen gehen wir zurück zum Hotel. Vom Dach des Hotels hat man einen guten Überblick über die Altstadt von Camagüey, aber es bläst ein unangenehmer kühler Wind und wir halten uns nicht lange auf.

10. Tag – Dienstag, 28.12.2010: Unsere Reiseroute führt uns weiter Richtung Westen in das Zentrum von Cuba. Am Morgen fahren wir in ca. drei Stunden nach Sancti Spiritus, wo wir einen kleinen Rundgang durch das Städtchen machen. Zuerst am Parque Serafin Sanchez mit alten Bürgerhäusern, bunt und mit schmiedeeisernen Balkonen; dann durch eine Fußgängerzone und einen kleinen Markt mit Verkaufsständen. Auf der Placita essen wir gut im Meson de la Plaza, natürlich begleitet Live-Musik die Mahlzeit. Danach schlendern wir zum Ufer des Rio Yayabo mit einer schönen Bogenbrücke in italienischem Stil. Wir gehen durch nette, pittoreske Gässchen mit schönen alten Kolonialhäusern zurück zur Placita. Die Straßen sind mit Flusskiesel gepflastert, das passt gut zum historischen Charakter, aber das „holprige“ Gehen ist gewöhnungsbedürftig.
Wir fahren weiter, unser nächste Ziel ist das Valle de los Ingenios. In der ehemaligen Iznaga-Plantage steht ein siebenstöckiger, 45 Meter hoher Turm (Mirador de la Loma), den wir besteigen. Die Aussicht auf das fruchtbare Tal und die nahen Berge der Sierra del Escambray sowie der Tiefblick auf das Dörfchen sind sehr schön. Am Fuß des Turms warten die Bäuerinnen und wollen uns allerlei Kunsthandwerk verkaufen. Ein Teil des alten Herrensitzes aus der Sklavenzeit steht auch noch, im Hof ist eine Zuckerrohrpresse ausgestellt. Die Sklavenhäuser selbst sind großteils zerstört.
Nun ist es noch eine ½ Stunde Fahrt bis zu unserem Hotel Las Cuevas, einer schönen Bungalow-Anlage an einem Hügel etwas oberhalb von Trinidad.

11. Tag – Mittwoch, 29.12.2010: Um 09:00 Uhr werden wir in der Hotelanlage von einem riesigen alten Lastwagen, made in UdSSR, abgeholt. Auf der Ladefläche des Ungetüms sind eiserne Sitzbänke verschweißt, auf einer rostigen Leiter klettern wir hinauf. Wir fahren über eine steile, holprige Bergstraße in die Sierra del Escambray nach Topes de Collantes. Über dem kleinen Ort thront ein riesiges Kurhotel, das so gar nicht in den Tropenwald mit den kleinen Bauernhäusern passt. Wir erhalten den Eintritts-Voucher für den Naturpark, eine einheimische Führerin und dann geht’s mit dem KLW weiter über eine tief zerfurchte, lehmige Forststraße zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Zuerst führt uns der Pfad durch Agrarland mit vereinzelten Kaffeebüschen, später abwärts an einer Höhle vorbei zum wunderschönen Wasserfall Salto des Caburni. Wir spazieren am Ufer des idyllischen Baches weiter, der immer wieder Gumpen und kleine Seen bildet. Die Landschaft ist sehr schön, dazu blauer Himmel und Sonnenschein, allerdings ist es kaum wärmer als 15°C. Unterwegs quert eine mächtige Schlange unseren Weg, ein etwa zwei Meter langes Tier, es könnte eine Kuba-Schlankboa (Epicrates angulifer) gewesen sein. Nach einer ersten Schrecksekunde freuen wir uns über das interessante Fotomotiv. Die Wanderung dauert nicht lange, nach etwa 2 Stunden kommen wir zum kleinen Anwesen La Gallega, wo wir zu Mittag essen und einen guten Drink mit den Hauptgenussmittel Cubas (Kaffee und Rum) genießen.
Nach ausgiebiger Pause besteigen wir wieder unsern LKW-Bus um die abenteuerliche Rückfahrt anzutreten. Am späten Nachmittag spazieren wir noch ein wenig durch Trinidad. Das Kopfsteinpflaster und die kleinen pastellfarbenen Kolonialhäuser vermitteln den Eindruck, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. Das weiche Licht der untergehenden Sonne hinterlässt einen bezaubernden Eindruck.

12. Tag – Donnerstag, 30.12.2010: Nach dem Frühstück treffen wir uns zu einem Stadtrundgang, vorher haben wir noch unser Gepäck für die Weiterfahrt zum nächsten Ziel verstaut. Der Bus bringt uns runter in die Altstadt und Adalberto erklärt uns die Besonderheiten der kleinen Häuser, die alle nach einem historischen Schema errichtet wurden. Barrotes (hohe Fenstergitter aus Holzschnitzerei oder Gusseisen), verzierte Holztüren, teilweise von Säulen eingefasst und die Holzdachkonstruktion mit Tonziegeln sind die Merkmale dieses Stils. Wir gehen zur Plaza Major und hören in einem Lokal afrikanisch-stämmige Musik mit Tanz – eine peinliche Touristenfalle.
Danach besuchen wir die Kirche Parroquial de la Santisima Trinidad. Außen schmucklos, innen findet man einen ansprechenden neugotischen Altar aus Holz und einige schöne Seitenkapellen. Gleich daneben steht das Mueso de Arquitectura Colonial. Der ehemalige Stadtwohnsitz der Familie Iznaga mit schönem Arkadenhof beherbergt eine Sammlung von Möbeln, Kunsthandwerk und Geschirr aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
In einem weiteren Lokal spendiert uns Adalberto einen Canchánchara – ein Cocktail aus Rum, Limone, Wasser und Honig, dazu wird laute Live-Musik serviert. Der Drink ist lecker, die Musik zum vergessen – Touristenfalle No. 2. In den Gassen und Plätzen Trinidads wird viel Kunsthandwerk verkauft, manchmal wird auch recht aggressiv um die Gunst der potentiellen Kunden geworben. Trotzdem bietet Trinidad ein besonderes Flair, hier hat es mir gut gefallen und ich zähle die Stadt zu den Highlights unserer Reise. Um die Mittagszeit bringt uns unser Bus in ½ Stunde auf die Halbinsel Ancon in unser nächste Hotel: Brisa Trinidad al mar. All inclusive, eine riesige Anlage mit allem Pipapo und natürlich einem schönen breiten und langen Karibikstrand. Hier werden wir den Jahreswechsel verbringen.

13. Tag – Freitag, 31.12.2010: Ein Tag ausspannen im All-inclusive-Hotel mit Massage und jeder Menge Cocktails – was will man mehr? Am Abend speisten wir vom ausgezeichneten Sylvesterbuffet das von Spanferkel bis Hummer alles zu bieten hatte. Danach dicke Zigarre, Cuba-Rum vom Feinsten, Musik- und Tanzshow bis Mitternacht (man gönnt sich ja sonst nichts). Wir stoßen mit süßem Sekt auf das Neue Jahr an und gehen bald nach Mitternacht schlafen.

14. Tag – Samstag, 1.1.2011: Unser Reiseleiter Uwe hat verschlafen, deshalb fahren wir erst um 10:30 los. Inklusive einer kurzen Imbisspause brauchen wir ca. 5 Stunden bis nach Havanna. Wir beziehen unsere Zimmer im Hotel Palazio O’Farrill, einem schönen alten Innenstadt-Palais im Stadteil Habana Vieja. Danach führt uns Andreas auf einen kurzen Spaziergang zum Plaza Vieja, wo in der Taberna de la Muralla haben wir trotz überforderte Bedienung ein ausgezeichnetes Bier genossen haben. Dann schlendern wir zurück zum Hotel, pünktlich zum Abendessen sind wir wieder da.

15. Tag – Sonntag, 2.1.2011: Der letzte Tag auf Cuba ist angebrochen, heute steht die Besichtigung von Havanna am Programm. Um 09:00 Uhr holt uns Adalberto im Hotel ab und wir gehen erst mal per pedes durch das historische Zentrum Habana Vieja. Zuerst führt uns der Weg zum Canal de Entrada mit Blick auf die Festungen El Morro und Fortaleza de San Carlos de La Cabana, dann zum Plaza de Armes mit seinen Freiluft-Buchläden und zum Castilio de la Real Fuerza. Wir schlendern durch den schönen Park und sehen uns die vielen Bücherstände an. Das nächste Ziel ist die Plaza de San Francisco mit dem Convento San Francisco und dann weiter zum eigentlichen Zentrum, der Plaza de la Catedral und der Plaza Vieja. Die schön renovierten Bürgerhäuser auf den weitläufigen Plätzen täuschen den Besucher. Die tatsächliche Bausituation in Havanna ist trist. Wenn man sich etwas vom Zentrum entfernt findet man leider hauptsächlich Verfall und ruinöse Wohnverhältnisse. Die irren Auswirkungen des US-Embargos sind nirgends sichtbarer, als im Fehlen der notwendigsten Baumaterialien.
Im Hotel Ambas Mundos fahren wir mit einem museumsreifen Aufzug auf die Dachterrasse und nehmen einen kühlen Caipirinha. Das Hotel wurde durch einen längeren Aufenthalt von Ernest Hemingway berühmt. Wir gehen weiter durch die Calle San Rafael, vorbei an der Bar Floridita – einem weiteren Stützpunkt Hemingways in Havanna - zum Parque Central und zum Paseo de Marti. Hier imponieren das Capitolio und das Gran Teatro de Habana. Immer wieder beeindruckend sind die vielen Oldtimer auf den Straßen, wir machen unzählige Fotos davon. Vor dem Capitolio wartet unser Bus, der uns die weitere Stadtrunde erleichtert. Wir fahren in eine Halle am Hafen, wo Kunsthandwerk und Bilder angeboten werden. Eigentlich wollten wir hier zu Mittag essen, aber wir kommen zu spät. So fahren wir durch die ärmlichen Gassen von Habana Real, an denen Reste von Putz und zerbrochene Säulen vom einstigen Glanz zeugen. Unvermutet halten wir vor einem unscheinbaren Restaurant, das wir in dieser Gegend nicht erwartet hätten. Hier haben wir ausgezeichnet gespeist.
Dann fahren wir weiter in das Botschaftsviertel Miramar. Die großen und teilweise protzigen Villen der Bonzen passen gar nicht zu dem, was wir bisher von Havanna gesehen haben. Unsere Route führt uns weiter durch Vedado und zur Kaimauer entlang des Caleta de San Lorenzo – dem Malecon, der Flaniermeile der Stadt. Viele Habaneros nutzen den Sonntagnachmittag zu einem Spaziergang oder einem Plausch mit Freunden. An den großen Hotels der 30er, 40er und 50er Jahre - als Havanna unter dem mächtigen Einfluss der amerikanischen Mafia litt - vorbei kommen wir wieder zurück nach Vieja. Jetzt haben wir noch eine Stunde Zeit, dann müssen wir schon wieder zum Flughafen und ab nach Hause. Wie immer ist auch dieser schöne Urlaub viel zu schnell zu Ende.

Noch ein Buchtipp:

Yoani Sánchez - CUBA LIBRE - Von der Kunst, Fidel Castro zu überleben
Wie lebt es sich in einem der letzten sozialistischen Länder wirklich? Ob absurdes Revolutionstheater, lebenslang kaputte Fahrstühle oder der Kampf um die Lebensmittelration – Yoani Sánchez beschreibt den alltäglichen Wahnsinn in einem Land, das seit Jahrzehnten die Revolution probt und in dem Castros Parolen nach wie vor so präsent sind wie anderswo Coca-Cola-Reklame. Doch gleichzeitig ist klar, dass es früher oder später zu einem politischen Wandel auf Kuba kommen wird. Teils witzig, teils nachdenklich, aber nie ideologisch, spiegelt „Cuba libre” das Gefühl einer ganzen Generation in einem Land am Scheideweg. Auf Kuba gilt sie als Staatsfeindin. Für das „Time Magazine” gehört sie zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt: Mit ihrem Blog "Generación Y" erreicht Yoani Sánchez weltweit ein Millionenpublikum. In "Cuba libre" erzählt sie die Wahrheit über das Leben auf Kuba, spricht offen über Zensur und Beschattung und bietet – fern jeder Reiseführerromantik – Einblicke in eine Welt, wie es sie wahrscheinlich nicht mehr lange geben wird ...